Energetische Sanierung in Moscheen und die Energiekrise

Energiekrise: Handlungsempfehlungen für Moscheegemeinden

In den vergangenen Monaten sind die Energiekosten deutlich gestiegen. Im kommenden Herbst und Winter sind weitere Preissteigerungen zu erwarten. Der Grund für den Anstieg sind massive Preissprünge an den Beschaffungsmärkten, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine.

Bereits vor dem Ukraine-Krieg hat Russland Gaslieferungen nach Deutschland eingeschränkt und sogar zeitweise gestoppt. Dies führte zu Engpässen an den Gas-Großmärkten. Niedrige Füllstände in den Gasspeichern – insbesondere in Anlagen von Gazprom Germania – sorgten zu einem Anstieg der Energiekosten. Unsicherheiten und die Sanktionspolitik Russlands und der EU führten zu weiteren Preissteigerungen. 

Die aktuelle Situation

Zurzeit liefert Russland über Nord Stream 1 kein Gas mehr. Dieser Lieferstopp wird voraussichtlich bestehen bleiben, sodass Gasversorger kurzfristig Ersatz einkaufen müssen. Dies wird zu einem erneuten Preissprung führen. Zudem wird die Erreichbarkeit von Energie aufgrund der aktuellen Umstände voraussichtlich eingeschränkt werden. 

In Deutschland wird jede zweite Wohnung von einer Gasheizung versorgt. Neben steigenden Stromkosten sind also auch hohe Gaskosten zu erwarten. Mithin wird das Heizen der Wohnung, Warmwasser und die Nutzung von Strom für die Verbraucher in Deutschland und Europa eine Herausforderung werden. 

Sowohl die EU als auch ihre Mitgliedsstaaten, darunter auch Deutschland, sind sich der Energiekrise bewusst, haben Hilfsmaßnahmen angesetzt und bemühen sich um Lösungsstrategien.

Moscheegemeinden in der Energiekrise

In schwierigen Zeiten ist es wichtig, als Gesellschaft zusammenzustehen und mit gutem Beispiel voranzugehen. Dazu gehört es derzeit auch, den Verbrauch von Energie möglichst zu reduzieren. Das ist nicht nur ein Gebot der aktuellen Stunde, sondern auch im Hinblick auf die sich weiter verschärfende Klimakrise notwendig. Hinzu kommt: Es ist ein Gebot unseres Glaubens als Muslime, schonend und nicht verschwenderisch mit Ressourcen und der Natur umzugehen.

Gerade in unseren Moscheegemeinden, die als Verbraucher und als aktiver Teil der Gesellschaft ebenfalls von der aktuellen Krise betroffen sind, heißt es jetzt noch mehr als zuvor den eigenen Energieverbrauch zu überdenken und konkrete Maßnahmen zu treffen.

Dazu haben wir eine Reihe von Handlungsempfehlungen für unsere Moscheegemeinden vorbereitet.

Empfehlungen in der Energiekrise an die Moscheegemeinden 

Kurzfristige und schnelle Möglichkeiten, um den allgemeinen Energieverbrauch zu drosseln:

  • Umstellung auf LED-Beleuchtungen und Bewegungsmelder
  • Umstellung von Druckminderern in Sanitäranlagen
  • Umsteigen von Papierhandtüchern auf waschbare Handtücher
  • Schließen von Türen in beheizten Räumen
  • Kein Zustellen von Heizkörpern
  • Ausschalten von Geräten, die sich im Standby-Modus befinden

Zudem können Veranstaltungen, die zur gleichen Zeit stattfinden, wenn möglich, auf einen gemeinsamen Raum verlegt werden. Alternativ könnten auch Veranstaltungen an einem Tag zu unterschiedlichen, aufeinanderfolgenden Zeiten gestaffelt werden, sodass dauerhaft eine Räumlichkeit mehrfach genutzt wird. Dadurch kann das Heizen von mehreren Räumen eingeschränkt bzw. minimiert werden.

Langfristige und nachhaltigere Möglichkeiten sind mit einer Investition verbunden, die langfristig eine Ersparnis für Moscheegemeinden mit sich bringen und nachhaltig sind. Diese werden je nach Nachhaltigkeit in den europäischen Ländern in verschiedenster Weise finanziell von staatlicher Seite bezuschusst. 

Mögliche energetische Sanierungsmaßnahmen sind:

Die Sanierung des Dachs. Das Dach wird dabei gedämmt und neu eingedeckt. Bei dieser Maßnahme werden zudem Asbestsanierungen, die Verlängerung des Dachüberstandes oder die Verbesserung des Brandschutzes mit durchgeführt. Es besteht auch die Möglichkeit, die Erneuerung des Dachstuhls, der Regenrinnen und des Schornsteins durchzuführen, sowie den Dachboden zu Wohnraum umzubauen und dies als Sanierung anzuzeigen.

Die Fassadendämmung. Die Fassade ist ein großer Bestanteil der Gebäudehülle, durch die viel Wärme und damit auch Heizenergie verloren gehen kann. Eine Fassadendämmung ist immer eine Außendämmung, bei der die Außenwände eines Gebäudes thermisch isoliert werden. Es gibt verschiedene Formen der Fassadendämmung, wobei ein komplettes Wärmeverbundsystem empfohlen wird.

Die Erneuerung von Fenstern. Im Gegensatz zu alten Fenstern sind moderne Fenster luftdicht verglast und können so sehr effektiv einen Temperaturausgleich zwischen Außen- und Innenraum aushalten. Bereits mit Fenstern, die nicht unbedingt eine Wärmeschutzverglasung besitzen, können eine Menge Heizkosten gespart werden. Wichtiger als die Verglasung allerdings ist der korrekte Einbau eines gut wärmeisolierenden Fensterrahmens. Dieser ist die Wärmebrücke, durch die Wärme aus dem Gebäudeinneren entweichen könnte und zu Verlust führen würde.

Das Umsteigen auf alternative Heizmöglichkeiten. Neben Öl und Gas gibt es alternative und auch günstigere Möglichkeiten zum Beheizen eines Gebäudes. Diese können in verschiedenen Konstellationen staatlich gefördert werden. Welche Heizung die Beste ist, kann man so nicht sagen, es kommt immer auf die Situation und die Möglichkeiten im Gebäude an. Einige Heizmöglichkeiten sind:

  • Wärmepumpen stellen für gut gedämmte Neubauten und Altbauten grundsätzlich, auch wenn der Einbau mit hohen Kosten verbunden ist, die beste Wahl dar.
  • Hybridheizungen mit Solarthermieanlagen sind ebenfalls eine energetische Lösung, für die auch eine Förderung beantragt werden kann, sodass das Umsteigen auf Fernwärme ebenfalls eine lohnende Umstellung sein kann.

 

  • Das idealste ist die selbstständige Erzeugung von Strom, wie auch die eigene Warmwasserbereitung. Dabei ist es möglich, Photovoltaik-Anlagen mit Solarthermie-Anlagen zu verbinden und dadurch Wärmeenergie zu erzeugen und diese zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung zu nutzen. Beide Anlagen können auf dem Dach montiert werden, wobei es auf die Ausrichtung des Daches ankommt. Photovoltaik ist die beliebteste und vielleicht einfachste Art der Sonnenenergienutzung. Die Energie des Sonnenlichts wird durch die Bestrahlung in Photovoltaikzellen in elektrischen Strom umgewandelt. Dieser kann selbst genutzt werden, indem man eine Wärmepumpe bedient, eine Aufladestation für Elektrofahrzeuge anbringt oder in einem Wasserstoffspeicher einspeichert. Eine Alternative zur Photovoltaik ist die Solarthermie. Bei dieser Maßnahme wird die Lichtenergie der Sonne in Wärmeenergie umgewandelt. Das geschieht mit Hilfe von Röhren, durch die Wasser in einen Heizwasserkreislauf gepumpt wird. Dieses Wasser kann als Warmwasser für die eigene Nutzung zur Verfügung gestellt werden oder aber als Unterstützung der Heizung genutzt werden. Die Installation einer Solarthermie ist günstiger als die Installation einer Photovoltaik-Anlage. Dafür ist die Ersparnis nicht so hoch.

Unterstützung von EMUG

EMUG beschäftigt sich seit mehr als zwei Jahren intensiv mit der Thematik der energetischen Sanierung. In mehreren Workshops und den regelmäßigen Moscheebesuchen wurde die Energiewende thematisiert und Möglichkeiten besprochen. Es gibt bereits Projekte, bei denen im Rahmen der Möglichkeiten eine energetische Sanierung zum Vorteil der Moscheegemeinde durchgeführt wird.

EMUG arbeitet mit Anbietern von regenerativen Energieträgern zusammen. Diese können nach einem Beratungsgespräch bei Bedarf Moscheegemeinden weitervermittelt werden. 

Hierzu kann Herr Kerim Işık, Energiebeauftragter der EMUG, über die E-Mail [email protected] jederzeit kontaktiert werden. Er berät Moscheegemeinden bei der Vermittlung und Organisation von energetischen Sanierungskonzepten.